Die Verkehrsregionen Augsburg und München bilden gemeinsam den größten Verkehrsraum in Südbayern. Doch trotz des Deutschlandtickets gibt es für viele Bürgerinnen und Bürger weiterhin Hürden bei der einheitlichen Nutzung des ÖPNV. Zudem stellen die Digitalisierung und steigende Kosten die Verkehrsverbünde vor neue Herausforderungen, weshalb eine stärkere Zusammenarbeit geprüft wurde.
In den vergangenen Monaten wurde die Möglichkeit eines Zusammenschlusses von AVV (Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund) und MVV (Münchner Verkehrs- und Tarifverbund) untersucht, um den Fahrgästen mehr Service- und Produktvorteile zu bieten. Ursprünglich sollte der neue Verkehrsverbund bereits zum Fahrplanwechsel 2025 an den Start gehen, doch um ausreichend Zeit für eine sorgfältige Planung zu haben, wird nun ein Zusammenschluss für 2026/2027 angestrebt. „Um uns selber aber nicht zu sehr unter Druck zu setzen und alle offenen Fragestellungen im Vorfeld sinnhaft mit allen Beteiligten klären zu können, streben wir nun gedanklich einen Zusammenschluss zum Fahrplanwechsel 2026/2027 an“, erklärte Martin Sailer, Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender des AVV.
Grundsatzentscheidung bis Sommer 2025 geplant
Bis zur Sommerpause 2025 sollen die politischen Gremien der betroffenen Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen an der Donau sowie die Stadt Augsburg eine Grundsatzentscheidung treffen. In der Stadt Augsburg gibt es dabei noch einige Sonderfragen, etwa zur kostenfreien City-Zone oder zum Kurzstreckenticket. „Natürlich sind diese Themen für unsere Bürgerinnen und Bürger von großer Bedeutung, denn sie wollen wissen, wo für sie die Vor- und Nachteile einer möglichen Fusion von AVV und MVV liegen“, so Oberbürgermeisterin Eva Weber.
Auch der Landkreis Dillingen muss offene Punkte klären, da bisher nur ein Teil des Kreises Mitglied im AVV ist. Für den Landkreis Aichach-Friedberg würde die Fusion eine Verbesserung der Anschlussmöglichkeiten nach München bedeuten. „Gerade für die Bürgerinnen und Bürger im Wittelsbacher Land, das an mehreren Stellen unmittelbar an den MVV angrenzt und schon einige Verbindungen Richtung München hat, bringt ein gemeinsamer Verkehrs- und Tarifverbund weitere Anschlussmöglichkeiten bei einer einheitlichen Tarifstruktur“, erläutert Landrat Dr. Klaus Metzger.
Finanzierung bleibt eine zentrale Herausforderung
Ein wesentlicher Punkt in den Fusionsgesprächen bleibt die Kostenfrage. Ein Zusammenschluss bedeutet hohe Umstellungskosten, etwa durch die Anpassung der Tarifstrukturen. Allerdings könnte der Freistaat Bayern sich an den Kosten beteiligen. „Entgegen der bisherigen Berichterstattung kann sich Staatsminister Christian Bernreiter durchaus vorstellen, dass der Freistaat – vorbehaltlich der entsprechenden politischen Entscheidungen – einer Beteiligung an den Kosten zustimmen könnte. Wir hoffen, dass eine Entscheidung hierüber im Jahresverlauf getroffen wird“, erklärte Sailer.
Welche Vorteile hätte eine Fusion?
Eine Fusion der Verkehrsverbünde AVV und MVV würde den öffentlichen Nahverkehr in Südbayern deutlich verbessern und zahlreiche Vorteile für die Fahrgäste mit sich bringen. Kritiker argumentieren zwar, dass das Deutschlandticket bereits viele Bedürfnisse abdeckt, doch eine einheitliche Tarif- und Verkehrsstruktur bietet weit mehr als nur eine günstige Flatrate für den Nahverkehr.
Ein zentraler Vorteil wäre die bessere Tarifintegration. Der Wegfall von Tarifgrenzen erleichtert insbesondere Gelegenheitsfahrenden den Ticketkauf und sorgt für eine transparentere Preisgestaltung. Zudem könnte eine Fusion die Fahrpläne und Anschlüsse besser aufeinander abstimmen, sodass Wartezeiten reduziert und Verbindungen effizienter gestaltet werden. Ein einheitlicher Verkehrsverbund würde auch die Ressourcennutzung optimieren, indem Doppelstrukturen abgebaut und der ÖPNV effizienter organisiert wird.
Für Pendlerinnen und Pendler bedeutet eine Zusammenlegung mehr Flexibilität, da überregionale Verbindungen ohne komplizierte Tarifregelungen genutzt werden könnten. Gleichzeitig bietet eine Fusion langfristige Kosteneinsparungen, da Verwaltung und Infrastruktur effizienter zusammengelegt werden können. Ein weiterer Vorteil wäre die Vereinheitlichung digitaler Angebote, beispielsweise durch eine gemeinsame App für Ticketbuchung und Fahrplanauskunft, die die Nutzung des ÖPNV erheblich erleichtert.
Darüber hinaus könnte ein attraktiveres und leistungsfähigeres ÖPNV-Angebot dazu beitragen, den Straßenverkehr zu entlasten. Ein einfacherer Zugang zu Bus und Bahn könnte mehr Menschen dazu bewegen, das Auto stehen zu lassen, was nicht nur Staus reduziert, sondern auch einen positiven Einfluss auf Umwelt und Luftqualität hätte. Schließlich würde eine Fusion auch eine gewisse Unabhängigkeit von der Zukunft des Deutschlandtickets schaffen. Da dessen langfristige Finanzierung unsicher ist, könnte ein einheitlicher Verkehrs- und Tarifverbund für mehr Stabilität und verlässliche Strukturen im Nahverkehr sorgen.
Ausblick: Entscheidungsfindung bis 2025
Ob der Zusammenschluss tatsächlich kommt, hängt nun von den politischen Entscheidungen in den betroffenen Kommunen ab. In den kommenden Monaten sollen alle offenen Fragen geklärt und die Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger herausgearbeitet werden. Das Ziel bleibt ein moderner, effizienter und einheitlicher Nahverkehr für Südbayern.
