Der Alarmton des Piepsers reißt um kurz nach 7 Uhr die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Schweitenkirchen am Sonntagmorgen (06.08.2023) aus dem Schlaf oder ihrer ruhigen Zeit. Grund dafür: Auf der A9 zwischen der Anschlusstelle Pfaffenhofen an der Ilm und dem Autobahndreieck Holledau hat sich ein schwerer Verkehrsunfall ereignet. “Person eingeklemmt” ist das Stichwort, welches die ehrenamtlichen Helfer noch mit auf den Weg bekommen. Schnell eilen sie zum Gerätehaus, besetzen die Fahrzeuge und machen sich auf den Weg zum Unglücksort auf die Autobahn in Fahrtrichtung Nürnberg.

Die Mitglieder der Feuerwehr Schweitenkirchen sind Autobahnerfahren. Deswegen hoffen sie auf der Anfahrt auf das Beste, dass der Weg frei ist. “Wir haben heute das Glück gehabt, es ist Sonntag in der Früh, da ist der Verkehr auf der A9 Gottseidank noch nicht ganz so schlimm. Große Thematik normalerweise ist, dass die Rettungsgasse sehr schlecht freigehalten wird. Heute haben wir Gott sei Dank das Glück gehabt, Sonntag in der Früh um sieben. Da ist auf der Autobahn noch nicht so viel los. Wir sind sehr gut durchgekommen. Was aber eben dem geschuldet ist, dass einfach noch fast keine Fahrzeuge auf der Autobahn waren”, berichtet Kommandant Florian Breko.
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Beim Eintreffen der ersten Kräfte zeigt sich diesen ein Bild der Zerstörung. Eine zerrissene Leitplanke, Unfallspuren an einem Betonsockel, unzählige Trümmerteile und ein Fahrzeugwrack in einem Maisfeld rund 15 bis 20 Meter von der Autobahn entfernt. Sofort eilen die Kameraden zum Unfallwrack und müssen dazu erst noch einen kleinen Wall nach unten. Am Unfallfahrzeug angekommen, bestätigt sich die Lage der Alarmierung – der 33-jährige Fahrer ist noch im Wrack eingeklemmt. Doch für ihn kommt jede Hilfe zu spät: Seine Verletzungen waren so schwer, dass er diesen bereits erlegen ist.
Doch die erfahrenen Führungskräfte der Feuerwehr wissen, das kann im schlimmsten Falle noch nicht alles gewesen sein. “Als allererstes schaut man natürlich, ob noch weitere Personen irgendwie betroffen sind, ob man vielleicht weitere Personen im Fahrzeug hat, wo auf den ersten Blick vielleicht nicht zu erkennen sind”, erklärt Breko. Dabei bemerken die Retter: Auf der Rückbank des Mercedes befindet sich ein Kindersitz. “Da ist natürlich die Situation noch mal etwas anderes. Wir haben das Fahrzeug dann noch einmal explizit abgesucht und haben aber dann Entwarnung geben können, dass zumindest keine weiteren Personen zu Schaden gekommen sind”, so der Feuerwehrkommandant. Allgemein herrscht erleichtertes Aufatmen, denn weder die Suche der Feuerwehrkameraden im Maisfeld, noch der Überflug der THW-Wärmebilddrohne hat einen Hinweis darauf gegeben, dass noch weitere Personen verletzt sind.
Obwohl die Kameraden der Feuerwehr Schweitenkirchen aufgrund der Nähe zur Autobahn eine große Erfahrung mit solchen dramatischen Einsätzen haben, ist die Situation belastend. Denn sie müssen am Unfallwrack arbeiten, um den Getöteten zu bergen. “Für mich als Einsatzleiter ist immer wichtig, dass die Personen, die dann direkt am Unfallfahrzeug arbeiten Personen sind, die Einsatzerfahrung mit sich bringen. Die jüngeren Personen oder die, die erst seit Kurzem Autobahneinsätze mitfahren dürfen, arbeiten eher im hinteren Teil der Einsatzstelle”, erklärt der erfahrene Einsatzleiter Breko.
Doch das ist noch nicht alles: Im Feuerwehrhaus setzen sich dann alle nach Abschluss des Einsatzes noch einmal zusammen und sprechen das ganze Thema noch einmal durch. Denn jeder geht damit anders um, weiß Breko aus seiner jahrelangen Erfahrung: “Für den einen ist es kein Problem, andere liegen in der Nacht mal wach oder machen sich Gedanken. Und da sage ich aber auf alle Fälle den Leuten, dass die dann auf jeden Fall nicht alleine sind”. Gerade der letzte Punkt ist Breko wichtig. Hilfe gibt es dann für die Betroffenen beim Kreisfeuerwehrarzt im Landkreis und von anderen Stellen – alleine muss bei der Feuerwehr Schweitenkirchen niemand durch eine belastende Situation kommen.
Inzwischen ist durch unbeteiligte Zeugen bekannt, dass der 33-Jährige in einer lang gezogenen Linkskurve auf der linken Spur einen anderen Autofahrer überholte. Im Anschluss an das Überholmanöver fuhr er nach rechts über alle drei Fahrstreifen hinweg und kam mit unvermindert hoher Geschwindigkeit nach rechts von der Fahrbahn ab. Die Staatsanwaltschaft bestellte einen Sachverständigen an die Unglücksstelle. Er sollte ein unfallanalytisches sowie ein technisches Gutachten anfertigen und so die Beamten der Verkehrspolizeiinspektion bei der Klärung der Ursache unterstützen. Das Fahrzeug wurde aus diesen Gründen sichergestellt.
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