Am 1. September 2025 fiel in Bayerisch-Schwaben der Startschuss für das neue Ausbildungsjahr: Rund 7.400 junge Menschen haben eine Berufsausbildung in Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung begonnen. Das sind etwa drei Prozent weniger als im Vorjahr – ein Rückgang, den die IHK Schwaben dennoch als positives Signal bewertet.
„Wegen der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium fehlen in diesem Jahr 3.500 Abiturienten in Bayerisch-Schwaben, was sich natürlich auf den Ausbildungsmarkt auswirkt“, erklärt Wolfgang Haschner, Leiter des Bereichs Berufliche Bildung bei der IHK Schwaben.
Wirtschaftsraum Augsburg: Leichter Rückgang auch hier
Im Wirtschaftsraum Augsburg starteten rund 2.500 Auszubildende in ein IHK-Ausbildungsverhältnis. Auch hier liegt die Zahl leicht unter der von 2024 (2.538). Besonders spürbar ist das Fehlen der Abiturienten: Ihr Anteil lag im letzten Jahr noch bei etwa 15 Prozent – davon rund 7 Prozent mit allgemeiner Hochschulreife. Diese Gruppe fehlt 2025 nahezu komplett.
„Die Unternehmen spüren daher einen deutlichen Rückgang bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Der Aufwand, geeignete Auszubildende zu finden, ist erneut gestiegen“, sagt Haschner. Insbesondere kaufmännische und IT-nahe Berufe, die traditionell bei Abiturienten gefragt sind, verzeichnen daher Veränderungen. Hier rücken Absolventinnen und Absolventen der Fachoberschulen und Realschulen stärker in den Fokus.
Haschner betont: „Rechnet man diesen einmaligen Sondereffekt heraus, ist die Zahl der Neuverträge durchaus als Erfolg zu verbuchen.“ Gerade angesichts der konjunkturellen Lage sei es ein wichtiges Zeichen: „Das zeigt, dass sich die Wirtschaft aktiv gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel stellt und auch in schwierigen Zeiten in die Bildung investiert.“
Galerie | In ganz Schwaben starten junge Menschen in die berufliche Ausbildung
Ausbildungsmarkt bleibt in Bewegung
Auch nach dem offiziellen Ausbildungsbeginn bleibt der Markt aktiv. Haschner sieht in diesem Bereich eine etablierte Entwicklung: „Der Trend, dass Unternehmen und Auszubildende auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart noch zusammenkommen, hat sich in den vergangenen Jahren verstetigt.“
Aktuell sind im IHK-Ausbildungsatlas noch rund 1.200 offene Ausbildungsplätze zu finden – viele davon für 2025. „Es lohnt sich für junge Menschen, sich auch jetzt noch zu bewerben“, ermutigt Haschner. Gute Chancen haben Bewerberinnen und Bewerber vor allem in Logistik, Handel und Gastronomie.
Branchen im Wandel: Wo es mehr – und wo es weniger wird
Während die Zahl der Ausbildungsverträge in gewerblich-technischen Berufen wie Metall- und Elektroberufen leicht zurückging, zeigt sich in anderen Bereichen ein Aufwärtstrend. Besonders im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Versicherungswesen verzeichnet die IHK Schwaben ein Plus an Ausbildungsverhältnissen.
„Trotz der konjunkturellen Schwierigkeiten ist die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen aber nach wie vor hoch“, so Haschner.
Neue Wege in der Berufsorientierung
Um den Auswirkungen des Bewerberrückgangs zu begegnen, hat die IHK Schwaben ihre Berufsorientierungsmaßnahmen intensiviert. Das IHK-Ausbildungsmobil bringt Ausbildungsberufe direkt in die Schulen der Region, digitale Angebote wie der Ausbildungsatlas ermöglichen eine schnelle und zielgerichtete Suche nach freien Stellen.
Mit Formaten wie #könnenlernen werden gezielt neue Schülergruppen angesprochen. Auch Studienzweifler und -abbrecher sind im Fokus: Das Projekt „Switch zur Ausbildung“ informiert über duale Ausbildungsmöglichkeiten als Alternative zum Hochschulstudium. Zudem unterstützt die IHK gezielt junge Menschen mit Migrationshintergrund, etwa durch die Begleitung von Berufsintegrationsklassen (BIK).
Die Botschaft ist klar: Trotz rückläufiger Zahlen und struktureller Herausforderungen bietet der Ausbildungsmarkt in Bayerisch-Schwaben vielfältige Chancen – auch über den 1. September hinaus.
