Ein verdeckter Einsatz von SOKO Tierschutz hat offenbar massive Missstände in einer bislang geheim gehaltenen Tierhaltungsanlage in Kissing (Landkreis Aichach-Friedberg) aufgedeckt. Dort werden tausende Kaninchen unter qualvollen Bedingungen zur Gewinnung von Blut gehalten.
Mitglied der Grünenfraktion im Gemeinderat ist Betreiber
Die Anlage wird von Ludwig Asam, einem Gemeinderatsmitglied der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, betrieben. Offiziell ist seine Firma für Bio-Produkte wie Erdbeeren, „Unser Land“-Eier und Soja bekannt. Über die millionenschweren Geschäfte mit Kaninchenblut findet sich jedoch kein Hinweis auf den Unternehmensseiten.
Die Grünen Bayern äußern sich heute auf ihrer Webseite wie folgt:
“Wir haben die Bilder der SOKO Tierschutz gesehen. Wir sind bestürzt und nehmen die Vorwürfe sehr ernst. Tierschutz ist uns GRÜNEN sehr wichtig. Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass Medikamentenforschung und diagnostische Verfahren in Zukunft ohne Tierversuche möglich sind. Das zuständige Veterinäramt des Landkreises Aichach-Friedberg hat bestätigt, dass bei regelmäßigen Kontrollen des Betriebes bisher keine tierschutzwidrigen Zustände oder Situationen im Umgang mit den Kaninchen festgestellt wurden. Wir regen weitere unangekündigte Kontrollen der Tiere an. Ludwig Asam hat bestätigt, dass die Haltungsbedingungen strikt den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.Der Asamhof wird von Ludwig Asam geführt. Er ist kein grünes Mitglied. Er ist parteiloses Mitglied im Gemeinderat Kissing und hier Teil der grünen Fraktion.”
Schockierende Zustände dokumentiert
Videoaufnahmen zeigen, wie Tiere grob behandelt, an den Ohren hochgehoben oder in Käfige geworfen werden. Viele Kaninchen tragen Verletzungen wie blutige Wunden oder abgebissene Ohren, andere zeigen deutliche Verhaltensstörungen.
„Was bei Hühnern längst verboten ist, wird bei Kaninchen weiterhin geduldet“, kritisiert SOKO-Sprecher Friedrich Mülln.
Die Tiere werden dem Bericht der SOKO-Tierschutz zufolge regelmäßig geimpft und nach einigen Wochen ohne ausreichende Betäubung direkt aus dem Herzen ausgeblutet. Anschließend werden sie entsorgt.
Zweifel an Kontrollen
Brisant ist der Vorwurf der Organisation, dass das Veterinäramt Aichach-Friedberg Kontrollen vorab angekündigt haben soll. So konnten Missstände offenbar verschleiert werden.
Blut für Pharmaindustrie
Verschiedene Medien berichten, dass nach Aussagen von Mitarbeiterinnen ein Teil des Kaninchenblutes an deutsche und schweizer Pharmakonzerne gehe. Das Blut wird demnach in verschiedenen medizinischen und industriellen Produkten verwendet – obwohl nach Angaben von Tierschützern längst tierfreie Alternativen zur Verfügung stehen.
Asams Anwalt und Veterinäramt weisen Vorwürfe zurück
Asams Anwalt weist nach Informationen des ZDF jegliche Vorwürfe zurück: “Der Geschäftsführung unserer Mandanten sind unangemessene oder gar rechtswidrige Verhaltensweisen in ihrem Betrieb weder bekannt noch hatten sie je Anlass an der Integrität der in ihrem Betrieb derzeit beschäftigten Mitarbeiter und Fachkräfte Zweifel aufkommen zu lassen.”
und weiter “
Sämtliche Haltungsbedingungen entsprechen strikt den gesetzlichen Vorgaben, der Betrieb verfügt über alle erforderlichen behördlichen Genehmigungen und unterliegt regelmäßigen, auch unangekündigten Kontrollen der zuständigen Aufsichtsbehörden.”
Auch das zuständige Veterinäramt des Landkreises Aichach-Friedberg widerspricht dem Bericht des ZDF zufolge der Darstellung der Tierschutzorganisation und erklärt, dass bei den regelmäßigen Kontrollen des Betriebs bislang keine tierschutzwidrigen Zustände oder Auffälligkeiten im Umgang mit den Kaninchen festgestellt wurden.
Forderungen nach Konsequenzen
SOKO Tierschutz verlangt den Ausstieg großer Konzerne aus dieser Form der Tierausbeutung und den konsequenten Einsatz moderner Ersatzmethoden. Zudem wurde Strafanzeige wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz sowie wegen Verrats von Dienstgeheimnissen (§ 353b StGB) gestellt.



