Gut zwei Jahre ist es her, dass die Ampelregierung die Legalisierung der Heil- und Nutzpflanze Cannabis (Hanf) in Aussicht stellte. Das Vorhaben war nicht so einfach durchzusetzen, wie angesichts der Mehrheiten im Bundestag zu erwarten war. So musste das Legalisierungsvorhaben den gesetzlichen Vorgaben der Europäischen Union angepasst werden. Vor Kurzem wurde eine abgespeckte Version der ursprünglichen Absichten vorgestellt. Diese wird wohl Anfang 2024 in ein Gesetz gegossen.

Die wichtigsten Punkte des neuen Gesetzes sind die Streichung von Cannabis aus der Liste der besonders gefährlichen Substanzen. Zudem wurde der legale Besitz zum Eigenbedarf auf 60 Gramm pro Person erhöht, ohne dass eine Strafverfolgung zu erwarten ist. Und letztlich ist es sogenannten “Social-Clubs” bald erlaubt, Cannabis anzupflanzen. Auch Privatpersonen wird der Anbau gestattet, um sich selbst mit Cannabis zu versorgen. Damit dieses Vorhaben gelingt, informieren wir an dieser Stelle über die Hintergründe.
Cannabissorten und ihre Eigenschaften
Außerhalb unserer Grenzen ist der Anbau von Cannabis in Ländern wie Kanada und den USA schon seit einigen Jahren erlaubt. Auch in den Niederlanden wird die Aufzucht von Hanfpflanzen seit Jahrzehnten geduldet.
Die dortigen “Grower”, so nennt man im Jargon die Züchter, die sich professionell mit dem Cannabisanbau beschäftigen, sind sehr einfallsreich, sodass der Markt unzählige Marihuana-Sorten hervorgebracht hat. Alle Arten lassen sich jedoch auf drei Urtypen zurückführen.
INFOBOX
Cannabis Sativa – die bekannteste Sorte
Sativa ist in den Tropen rund um den Äquator heimisch. Dort erreicht das Gewächs bei optimalen Bedingungen eine Höhe von bis zu sieben Metern. Auch in unseren Breiten findet Sativa ausgezeichnete Bedingungen vor, ihr Wachstum bleibt aber auf etwa zwei Meter begrenzt.
Die Sorte ist die wohl bekannteste weltweit. Sie zeichnet sich vor allem durch einen hohen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabinol) aus. THC ist der Wirkstoff, der für die bewusstseinserweiternden Wirkungen von Hanf bekannt ist. Er ist der Hauptbestandteil von medizinischem Cannabis, wirkt anregend bis motivierend und kann helfen, Entzündungen zu lindern. Daher werden Sativa-haltige Cannabis-Medikamente vornehmlich in der Schmerztherapie verschrieben.
Cannabis Indica – für den Indoor-Anbau geeignet
Cannabis Indica besitzt einen kompakten und gedrungenen Wuchs sowie fleischige, dunkelgrüne Blätter. Die Sorte kommt aus dem Mittleren Osten und wird vor allem in Pakistan, Afghanistan und Indien großflächig angebaut.
Indica benötigt eine ausgedehnte Trockenphase und eignet sich hervorragend für den Indoor-Anbau. Ihre Wirkungen werden als entspannend und krampflösend beschrieben. Durch den hohen Anteil an CBD (Cannabidiol), einem Wirkstoff, der keinen Rausch auslöst, eignet sich der Genuss von Indica besonders dazu, Stress abzubauen und abzuschalten.
Cannabis Ruderalis – beliebt bei professionellen Züchtern
Die natürliche Heimat von Cannabis Ruderalis befindet sich in den kühlen Gegenden Norwegens, Chinas und Russlands. Die Pflanze selbst besitzt keine Eigenschaften, die mit einer Bewusstseinsveränderung oder psychoaktiven Eigenschaften in Verbindung zu bringen sind. Allerdings ist Ruderalis bei der Züchtung unverzichtbar.
Dieser Umstand beruht auf zwei Aspekten. Kreuzungen mit Sativa bestechen durch ihren sehr kleinen Wuchs, weshalb Cannabis-Züchtungen mit Ruderalis-Genen sehr gut für den Indoor-Anbau geeignet sind. Zudem gehört Cannabis Ruderalis zu den selbstblühenden Pflanzen (autoflowering). Das bedeutet, dass die Blütephase unabhängig von den Jahreszeiten beginnt, wodurch mehrere Ernten pro Jahr möglich werden.
Wie gelingt der Anbau innerhalb der eigenen vier Wände?
Eigentlich ist Cannabis eine sehr genügsame Pflanze, die inzwischen weltweit verbreitet ist. Auch hierzulande findet sie gute Bedingungen im Freiland vor, zumindest von März bis Oktober. Stadtbewohnern allerdings fehlen für den natürlichen Anbau meist die notwendigen Flächen.
Deshalb müssen sich zukünftige Pflanzer, die an einen Anbau gemäß der künftigen Gesetzesregelungen denken, intensiv mit dem Indoor-Anbau beschäftigen und die Pflanzen in der eigenen Wohnung hochziehen. Dieser Umstand bedingt, dass das dafür notwendige Equipment angeschafft werden muss. Um eine gute Ernte zu gewährleisten, werden die folgenden Komponenten benötigt:
- Growzelt: Am besten für die Aufzucht eignet sich ein eigenes Zimmer. Da ein solches in den seltensten Fällen zur Verfügung steht, lohnt sich oft die Anschaffung eines Growzelts. Ein solches schirmt die Pflanzen vor störenden äußeren Einflüssen ab und garantiert optimale Bedingungen. Am besten eignen sich Zelte, die in einem Schrank aufgebaut werden können und sehr wenig Platz beanspruchen.
- Ventilator: Die Pflanzen benötigen eine ausreichende Belüftung. Da ein komplettes Belüftungssystem sehr teuer ist, sollte zumindest ein Ventilator angeschlossen werden, um für den notwendigen Luftaustausch zu sorgen.
- Beleuchtungssystem: Da die Pflanzen kein Tageslicht abbekommen, muss dieses künstlich erzeugt werden, damit die Photosynthese und das damit verbundene Wachstum nicht beeinträchtigt werden. Daher ist in Beleuchtungen wie starke LED-Leuchten zu investieren.
- Blumentöpfe: Am besten eignen sich quadratische Töpfe in unterschiedlichen Größen. Diese lassen sich platzsparend aufstellen und berücksichtigen die unterschiedlichen Wachstumsphasen, welche die Pflanzen durchlaufen.
- Zeitschaltuhr: Diese wird notwendig, damit für die Pflanzen der Tag-Nacht-Rhythmus simuliert werden kann.
- Blumenerde: Eigentlich kann jede Art Erde Verwendung finden. Am besten eignet sich jedoch Bioerde, die reich an Mineralien ist.
- Aktivkohlefilter: Eine Cannabisplantage verströmt einen eigenartigen Geruch, den nicht alle Nachbarn als angenehm empfinden. Mit einem Filter lassen sich diese Ausdünstungen eliminieren.
Die perfekten Samen auswählen
Jetzt muss sich um die Samen gekümmert werden. Am einfachsten wird das Saatgut bei spezialisierten Online-Shops bestellt. Derzeit muss allerdings noch die aktuell gültige Rechtslage bedacht werden, sodass Interessenten besser warten, bis das Legalisierungsgesetz Gültigkeit besitzt.
Die Züchter waren in der Vergangenheit nicht untätig. So wurde Saatgut mit den unterschiedlichsten Eigenschaften entwickelt. Bei feminisierten Samen wurden beispielsweise die männlichen genetischen Eigenschaften herausgezüchtet. Dies ist vorteilhaft, da nur weibliche Pflanzen Blüten austreiben. Männliche Pflanzen hingegen besitzen keinen direkten Nutzen außerhalb der Textilindustrie. Am besten für den Anbau eignen sich feminisierte, selbstblühende Hybride mit einem ausgeprägten THC-Anteil.
Die Anbauphasen von Cannabis
Die Phase zwischen Keimung und Blüte hängt vom ausgewählten Saatgut ab und dauert zwischen vier und acht Monaten.
Keimung der Samen
Für eine kleine Pflanzung für die Eigenversorgung sind keine großen Anschaffungen notwendig. Neben den Samen werden zwei lichtundurchlässige Teller und etwas Küchenkrepp benötigt. Die Papiertücher werden mit Leitungswasser gesättigt. Danach wird ein Tuch auf einem Teller ausgebreitet und die Samen unter der Berücksichtigung eines Abstands von etwa einem Zentimeter ausgelegt.
Nun wird das zweite feuchte Tuch über den Samen ausgebreitet und der zweite Teller umgekehrt und bündig darübergelegt. Nach wenigen Tagen zeigen sich die ersten Keimlinge, sofern das Arrangement feucht gehalten und den richtigen Temperaturen (zwischen 20 und 30° Celsius) ausgesetzt wurde.
Sämling umtopfen
Jetzt werden die etwa zwei Zentimeter großen Keimlinge in einen Anzuchttopf umgesetzt. In dieser Phase benötigen sie kaum Wasser, wodurch die Wurzelatmung gefördert wird. Nach etwa zwei bis drei Wochen bilden sich Blätter mit sieben “Fingern” aus und die Pflanzen müssen ein zweites Mal in größere Töpfe gesetzt werden.
Die Phase der Vegetation
Diese Phase dauert je nach Sorte etwa einen bis vier Monate. Es empfiehlt sich, ab und zu die Spitzen zu schneiden. So wird das Blattwerk buschiger und das Licht kann besser ausgenutzt werden.
Blüte und Ernte
Die Blütephase kann bis zu elf Wochen dauern und beginnt in der Regel, sobald eine Pflanze nur noch 12 Stunden Licht am Tag bekommt. Es bilden sich harzige Knospen aus und die Ernte kann beginnen, sobald die Pflanzenhaare (Trichome) milchig weiß schimmern.


