Am letzten Tag der vierteiligen Qualifikation des Deutschen Kanu Verbands (DKV) für die Nationalteams im Wildwasserslalom in der Leistungsklasse sowie in den Altersgruppe U23 und Junioren – gleichzeitig der Auftakt für die Qualifikation für Olympia 2020 – boten die Finalrennen noch einige Überraschungen. Doch letztlich kamen alle Favoriten nach den Rennen in Markkleeberg (27./28. April) und Augsburg (4./5. Mai) in der Gesamtwertung in jeder Disziplin unter die besten Drei. Die beiden Augsburger Kanuvereine Kanu Schwaben Augsburg (KSA) und Augsburger Kajak Verein (AKV) können mit fünf Platzierungen in der Leistungsklasse und drei beim Nachwuchs mit ihrem Abschneiden durchaus zufrieden sein.
Die Plätze in den Nationalteams sind mit den Ergebnissen der vier Rennen allerdings noch nicht endgültig vergeben. Der DKV-Trainerrat mit Kanu-Sportdirektor Jens Kahl wird am heutigen Montag in letzter Instanz über die Nominierung entscheiden. Die offizielle Bekanntgabe erfolgt laut DKV innerhalb der nächsten Woche.
Im Kajak Einer der Damen ist Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) das Maß aller Dinge. Drei Siege hatte sie schon auf ihrem Konto, am Sonntag war sie im Finale neun Sekunden schneller als die Zweitplatzierte Elena Apel (KSA). Jasmin Schornberg (KR Hamm) erreichte am Sonntag nur Platz vier. Doch weil die Kanuten ihr schlechtestes Ergebnis der vier Qualifikationsrennen streichen können, kam sie mit drei zweiten Plätzen auch in der Gesamtwertung auf Rang zwei, vor Elena Apel. Mit Selina Jones, Elena Apel und Anne Bernert hatten drei KSA-Kanutinnen das Finale der besten Acht erreicht. Alle drei sind zudem noch in der Altersklasse U23 unterwegs– ein Beleg für die gute Nachwuchsarbeit in Augsburg.
Den Canadier Einer der Damen gewann diesmal Andrea Herzog (LKC Leipzig) vor ihrer Vereinskameradin Lena Stöcklin und Jasmin Schornberg (KR Hamm). Elena Apel (KSA) erreichte am Sontag nur Rang vier, den sie jedoch streicht. Deshalb reichen ihr zweiter Platz vom Samstag und die zwei Siege in Markkleeberg, um mit Herzog und Schornberg auch im Canadier Einer das Nationalteam zu bilden.
Finale der Qualifikationsrennen für das WM-Team im Wildwasserslalom auf dem Augsburger Eiskanal,
Im Kajak Einer der Herren entschied Fabian Schweickert (KCE Waldkirch) das Sonntagsrennen vor Tim Maxeiner (WKV Wiesbaden) und Stefan Hengst (KR Hamm). Weltmeister Hannes Aigner (AKV) schaffte es nicht ins Finale. Im Vorlauf kollidierte er an Tor fünf mit einem Torstab und erreichte schließlich nur Platz 14. Doch auch ihm reichen zwei Siege und ein zweiter Platz, um in der Gesamtwertung an der Spitze zu bleiben. Dort steht nur Maxeiner auf Platz zwei und Schweickert auf Rang drei.
Tasiadis mit klarem Tagessieg
Im Canadier Einer der Herren schaffte es Sideris Tasiadis (KSA) durch einen klaren Sieg am Sonntag an die Spitze der Gesamtwertung. Sein Dauerkonkurrent Franz Anton (LKC Leipzig) patzte im Finale und landete mit sechs Strafsekunden auf Rang sechs. Doch auch er strich diesen Ausrutscher und kam in der Gesamtwertung auf Rang zwei – vor Florian Breuer (AKV) der sich in den letzten Rennen kontinuierlich gesteigert hatte und am Sonntag Platz drei belegte. Die Mitkonkurrenten Timo Trummer (KV Zeitz) und Lennard Tuchscherer (LKC Leipzig) leisteten sich im Vorlauf je vier Torstabberührungen, verpassten um ein beziehungsweise 15 Hundertstel Sekunden das Finale und damit ihre letzte Chance auf einen Platz im Nationalteam.
Nur ein Startplatz bei den Olympischen Spielen
Bei Olympischen Spielen gibt es für die DKV Wildwasserkanuten jede Disziplin nur einen Startplatz. Wer die deutschen Farben vertreten wird, das ergibt sich im Laufe dieses Jahres über die Gesamtwertung der Qualifikation und die Platzierungen bei zwei weiteren Weltcup-Rennen und den Weltmeisterschaften in Spanien Ende September. Erstmals wird der DKV seine Nominierung nicht erst wenige Monate vor den Spielen vornehmen, sondern sein Team bereits ein dreiviertel Jahr vorher aufstellen. Dann können die künftigen Olympioniken die von der International Canoe Federation (ICF) bereits im Herbst 2019 und Winter 2020 eingeräumten Trainingsblöcke auf dem olympischen Wildwasserkurs in Japan nutzen und sich auf den Start in Tokio langfristig vorbereiten. Die Kanuten begrüßen übereinstimmend diese Änderung. Für sie war deshalb das Gesamtergebnis der diesjährigen Qualifikationsrennen von besonderer Bedeutung.
Die Ehrung der Gesamtsieger nahm zusammen mit DKV-Sportdirektor Jens Kahl Augsburgs 2. Bürgermeisterin Eva Weber vor. Sie wies dabei auch darauf hin, dass in wenigen Wochen Bagger auf dem Areal rund um den Eiskanal auffahren werden. Bis zum Herbst 2021 wird der gesamte Olympiapark Augsburg, der Schauplatz des ersten olympischen Wildwasserslaloms von 1972 umfangreich saniert. Im Herbst 2022 wird hier dann die Weltmeisterschaft im Wildwasserslalom stattfinden.
Hermann Schmidt