Augsburger Landrat Sailer wehrt sich gegen Kritik für Wertstoffhofkonzept

Das neue Wertstoffhofkonzept des Landkreises Augsburg sorgt aktuell in Fischach, Oberottmarshausen und Walkertshofen für Unmut. Wenig Verständnis für den Widerspruch und insbesondere für die Kommunikation der örtlichen Bürgermeister hat Landrat Martin Sailer.

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„Bei dem vorliegenden Wertstoffhofkonzept 2035 handelt es sich um kein gesetztes Projekt, sondern um den Entwurf eines von uns beauftragten Beratungsunternehmens, der sich ohne starre Vorgaben durch den Dialog mit unseren Kommunen stetig weiterentwickeln wird. Der Mehrwert für unsere Region steht dabei absolut im Vordergrund.“

 

Wie ist der Ist-Stand im Landkreis Augsburg?

In den 46 Landkreiskommunen werden aktuell 50 Wertstoffhöfe betrieben. Eine Zahl, bei der man im ersten Moment davon ausgeht, dass es überhaupt nicht notwendig ist, das Thema Wertstoffentsorgung weiterzuentwickeln. Allerdings ist der Landkreis mit seiner kleinräumigen Wertstoffhofstruktur mittlerweile bereits an diverse Grenzen gestoßen: So können auf keinem der Höfe die inzwischen geltenden gesetzlichen Regelungen in den Bereichen Immissionsschutz, Gewässerschutz, Abfallrecht, Arbeitssicherheit und Brandschutz komplett umgesetzt werden. Hinzu kommt, dass einige Wertstoffhöfe in einem baulich so schlechten Zustand sind, dass deren rechtssichere Instandsetzung mindestens 15 Millionen Euro kosten würde und das ohne, sie in irgendeiner Form zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. „Die Sachlage zeigt es deutlich – es ist keine Alternative beim Status quo zu bleiben“, resümiert der Landrat.

 

Die Einbeziehung der Landkreis-Kommunen in den Entwicklungsprozess ist alternativlos

Im vergangenen September wurden deshalb das Wertstoffhofkonzept im Rahmen einer Bürgermeisterdienstbesprechung vorgestellt. Darauffolgend wurden in drei Teilraumbetrachtungen die möglichen Auswirkungen für die einzelnen Kommunen kommuniziert und um einen noch besseren Eindruck von Wertstoffzentren zu bekommen, waren die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bei einer Besichtigungsfahrt im März dazu eingeladen, sich ähnliche, bereits umgesetzte Konzepte in Wertstoffhöfen in Sonthofen und Sulz (Österreich) anzusehen. „Uns war es wichtig, unsere Kommunen von Anfang an mitzunehmen und in den Entwicklungsprozess miteinzubinden“, betont Landrat Martin Sailer, „Schließlich ist es nur so möglich, Verständnis und Akzeptanz zu erhalten.“ Gerade die Besichtigungen hätten viele offene Fragen der Teilnehmenden beantwortet und zahlreiche Zweifel in Luft aufgelöst. „Ich schätze meine Kolleginnen und Kollegen persönlich sehr, aber finde es gleichzeitig schade, dass keine politische Vertretung aus Fischach, Oberottmarshausen und Walkertshofen an dieser Fahrt teilgenommen hat. Sie haben sich damit selbst die Möglichkeit genommen, aufkommende Fragen ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger adäquat beantworten zu können“, bedauert Sailer. Fischachs Bürgermeister Ziegelmeier habe zudem weder an der Bürgermeisterdienstbesprechung noch an der regionalen Teilraumbetrachtung persönlich teilgenommen. „Wenn er nun öffentlich davon spricht, das Konzept sei für ihn ökologisch nicht nachvollziehbar, dann muss ich ihm leider entgegnen, dass er zunächst damit beginnen sollte, sich mit den vorliegenden Ideen auseinanderzusetzen. Denn leider verzerren seine Darstellungen die Realität“, so Sailer.

 

Was ist das Ziel des Wertstoffhofkonzepts 2035?

Tatsächlich ist es nach dem neuen Konzept nicht geplant, dass Vollsortimenter (wie Langenneufnach) ausgebaut werden und es erfolgt auch keine bauliche Veränderung. Sie sollen lediglich der Entlastung der großen Wertstoffhofzentren dienen und ein reduziertes Annahmespektrum haben. „Unser Ziel ist es, die Abfallentsorgung des Landkreises so weiterzuentwickeln, dass alle Landkreisbürgerinnen und Landkreisbürger am Ende von ihr profitieren. Wenn Sie zu einem Wertstoffzentrum kommen, sollen Sie alles von Kartonagen bis hin zum Problemabfall abgeben können, ohne weitere Umwege machen zu müssen“, erklärt der Landrat. Bislang werden Personen, die beispielsweise Bauschutt oder Baustellenabfälle abgeben möchten, noch an private Entsorger verwiesen. Überdies soll die Wertstoffabgabe anders als bislang an fünf Tagen in der Woche möglich sein und die Anliefernden sollen insgesamt einen besseren Service geboten bekommen. „Dabei werden wir uns, basierend auf den Herausforderungen der Zukunft, auch Gedanken über ergänzende Punkte wie beispielsweise eine Wertstofftonne machen“, ist sich Sailer sicher. Auf diese Weise wäre es möglich, die Häufigkeit der notwendigen Fahrten zur Wertstoffsammelstelle weiter zu reduzieren.

Sicherlich stellt das Wertstoffhofkonzept eine große Veränderung für den Landkreis Augsburg dar, dessen ist sich Sailer bewusst. Ein „weiter so“ kann es aus seiner Sicht aber nicht geben: „Wenn wir eine Kreislaufwirtschaft mit sortenreiner Erfassung der Abfallströme, Re-use, Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung erreichen und die Umweltbildung in unserer Gesellschaft vorantreiben wollen, müssen wir auch so mutig sein, neue Wege zu gehen.“ Die ersten Schritte sind nun zunächst im Bereich Langerringen/Schwabmünchen geplant. Bis in Fischach, Oberottmarshausen und Walkertshofen eine Entscheidung ansteht, wird es hingegen noch einige Zeit dauern: „Inwieweit es in diesem Zusammenhang sinnvoll ist, bereits jetzt Unterschriften gegen eine Entscheidung zu sammeln, die voraussichtlich erst in sieben bis zwölf Jahren getroffen wird, muss jeder für sich entscheiden. Ich würde mir wünschen, dass wir hier wieder zu einer konstruktiven, lösungsorientierteren Vorgehensweise finden.“