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Digitalisierung im Handel in Bayerisch-Schwaben: Fortschritte und Herausforderungen

Der Handel in Bayerisch-Schwaben befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess. Immer mehr Einzelhändler kombinieren ihre stationären Geschäfte mit digitalen Angeboten, wie eine aktuelle Studie der IHK Schwaben und des Forschungsinstituts ibi research der Universität Regensburg zeigt. Demnach ist der Multikanal-Handel weiterhin auf dem Vormarsch: 44 Prozent der Einzelhändler in der Region nutzen mittlerweile sowohl stationäre als auch digitale Vertriebswege – ein Anstieg von 9 Prozentpunkten im Vergleich zu 2017. Doch trotz dieser Fortschritte bleibt die systematische Digitalisierung für viele Händler eine große Herausforderung, so Franziska Behrenz, Handelsexpertin der IHK Schwaben.

Die Studie verdeutlicht, dass sich die Digitalisierung im bayerisch-schwäbischen Handel kontinuierlich weiterentwickelt. „Viele Händler nutzen mittlerweile erfolgreich digitale Plattformen für Marketing und Kundenkommunikation“, erklärt Behrenz. Insbesondere Social Media und Google-Unternehmensprofile sind mittlerweile fest in den Marketingstrategien vieler Händler verankert und werden aktiv genutzt, um Kunden zu gewinnen. Der Transformationsprozess im Handel bringt sowohl Chancen als auch komplexe Aufgaben mit sich, fügt sie hinzu. Laut der Studie verwenden inzwischen zwei Drittel der befragten Unternehmen ein Warenwirtschaftssystem, und auch digitale Kassensysteme und Kundenverwaltungssysteme kommen zunehmend zum Einsatz. Besonders im Bereich der digitalen Sichtbarkeit gab es einen bemerkenswerten Anstieg. So ist der Anteil der Händler mit einem Google-Unternehmensprofil seit der Corona-Pandemie um 22 Prozentpunkte gestiegen. Zudem hat sich die Zahl der Unternehmen, die ein Instagram-Profil führen, verdoppelt. Etwa 70 Prozent der Händler posten regelmäßig auf dieser Plattform, und 27 Prozent setzen soziale Medien auch als Verkaufskanal ein. „Das ist ein vielversprechender Fortschritt“, so Behrenz.

Künstliche Intelligenz: Wichtiger Baustein im Marketing und Einkauf

Auch im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) gibt es Fortschritte. Der KI-Report der IHK Schwaben zeigt, dass viele Handelsunternehmen KI vor allem für Marketing und Vertrieb nutzen, etwa zur Automatisierung von Werbekampagnen und zur gezielten Ansprache von Kunden. Darüber hinaus wird KI zunehmend im Einkaufsmanagement eingesetzt, beispielsweise zur Bedarfsprognose und Optimierung von Lieferantenbeziehungen. Im Personalbereich setzen immer mehr Händler auf KI-gestützte Systeme, vor allem im Wissensmanagement und Recruiting.

Digitale Transformation bleibt eine Herausforderung

Trotz der positiven Entwicklungen zeigt die Studie auch, dass die digitale Transformation für viele Unternehmen nach wie vor eine große Hürde darstellt. „Die Integration digitaler Prozesse in den täglichen Betrieb, der oft auch Buchhaltung, Schaufensterdekoration und Kundenberatung umfasst, ist ein anspruchsvolles Unterfangen“, erklärt Behrenz. „Einige Händler treiben die Digitalisierung aktiv voran, doch es gibt noch viel Potenzial für Weiterentwicklungen.“ Über die Hälfte der befragten Händler gibt an, dass Zeitmangel das größte Hindernis für die Digitalisierung darstellt, gefolgt von hohen Investitionskosten und Datenschutzbedenken. In der Selbsteinschätzung bewerten die Händler ihr Wissen im Durchschnitt mit 5,9 von 10 möglichen Punkten. „Das zeigt, dass viele Unternehmen Unterstützung benötigen, um mit den rasanten Entwicklungen digitaler Technologien Schritt zu halten“, so Behrenz.

Forderung nach klarer politischer Unterstützung

Angesichts dieser Herausforderungen fordert die IHK Schwaben eine Vereinfachung der rechtlichen Rahmenbedingungen für digitale Geschäftsmodelle. Statt zusätzlicher Vorschriften sollten klare, praxisorientierte Leitlinien geschaffen werden, die Händlern den Einstieg in die Digitalisierung erleichtern. Darüber hinaus sind gezielte Förderprogramme entscheidend, um insbesondere kleine Unternehmen zu unterstützen. Die IHK Schwaben bietet in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Wirtschaftsministerium bereits Workshops im Rahmen des Programms „Erfolgreich Handeln“ an, die auf die individuellen Bedürfnisse der Händler eingehen. Zusätzlich wird der Digitalbonus Bayern als Finanzhilfe für Digitalisierungsprojekte angeboten. Diese Initiativen sollten weiter ausgebaut werden, fordert die IHK.

Bürokratische Hürden für Händler

Ein weiteres Hindernis für die Digitalisierung stellt die Bürokratie dar. Besonders Online-Händler sehen sich mit zunehmenden bürokratischen Anforderungen konfrontiert. So wird die geplante Verschärfung der Verpackungsverordnung im Rahmen des EU-Green-Deals als erhebliche Belastung empfunden, da sie zusätzliche Registrierungs- und Nachweispflichten für Verpackungen mit sich bringt. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Ziel, aber die Umsetzung muss für die Händler praktikabel bleiben“, betont Behrenz. Besonders kleinere Online-Händler benötigen Lösungen, die ohne übermäßige Dokumentationspflichten umsetzbar sind. Die IHK Schwaben fordert daher eine maßvolle Bürokratieentlastung und vereinfachte Registrierungs- und Meldepflichten für kleine Händler, um eine Doppelbelastung zu vermeiden und die digitalen Geschäftsmodelle zu fördern.

Presse Augsburg
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